Auch wenn sich der Grundstückspreis mit den eigenen Budgetvorstellungen deckt, stellen sich zwei Fragen: Ist der Preis angemessen? Gibt es versteckte bzw. Folgekosten, die den effektiven Preis für das Grundstück noch in die Höhe treiben?
Im ersten Schritt lohnt es sich zu prüfen, ob der Kaufpreis realistisch bzw. gerechtfertigt ist. Hierzu liefern das Vergleichswertverfahren und der sogenannte Bodenrichtwert einen Anhaltspunkt. Beim Vergleichswertverfahren werden zum Ermitteln des Marktwerts eines Grundstücks die Kaufpreise anderer Grundstücke herangezogen, die ausreichend mit dem zu vergleichenden Grundstück übereinstimmen. Zu den Kriterien gehören unter anderem Lage, Nutzung und Bodenbeschaffenheit. Rechner zum Vergleichswertverfahren findet man u. a. auf Immobilienportalen im Internet.
Sollte aus welchem Grund auch immer das Vergleichswertverfahren nicht zur Verfügung stehen, ist der Bodenrichtwert ein weiterer Anhaltspunkt. Eigentlich ist er Basis für die Besteuerung von Grund und Boden in Deutschland, eignet sich aber gerade dadurch auch zur Einschätzung eines Kaufpreises. Grundlage für den Bodenrichtwert sind amtliche Kaufpreissammlungen, die bundesweit von Gutachterausschüssen gesammelt werden und mindestens alle zwei Kalenderjahre veröffentlich werden.
In den Bodenrichtwert fließen verschiedene Punkte ein: die Grundstücksgröße und -form, die Bebauung, die bebaubare Fläche und Bebauungsvorschriften, die Lage (Infrastruktur, Versorgungsumfeld, Nachbarschaft), die Art der Bepflanzung, die Bodeneigenschaften und der Erschließungsgrad. Die Bodenrichtwerte lassen sich sowohl auf dem Liegenschaftsamt einsehen als auch im Internet recherchieren.
Die persönliche Situation und die individuellen Anforderungen an den neuen Wohnort lassen sich natürlich auch sinnvoll zur Beurteilung des Kaufpreises heranziehen.
Ein Beispiel: Wie ist beim potenziellen Grundstück die Verkehrsanbindung zum Arbeitsplatz, Schule, Freizeitmöglichkeiten etc.? Würde es sich lohnen, das deutlich günstigere Grundstück etwas weiter vor den Toren der Stadt zu kaufen, obwohl die Infrastruktur hinsichtlich ÖPNV nicht sehr stark ist? Oder ist es dann zwingend notwendig, ein zweites Auto anzuschaffen und den Nachwuchs per Elterntaxi überall hinzufahren?
In dieser Konstellation kann es schnell passieren, dass die Kosten für den Zweitwagen und die zu investierende Zeit für das Pendeln den Preisvorteil des günstigeren Grundstücks schnell zunichtemachen.
Oder wie sieht es mit dem günstigen Grundstück in der ländlich geprägten Idylle in Zukunft aus? Wenn dort in der Nähe ein Gewerbegebiet oder eine Autobahn u. Ä. geplant ist, kann sowohl der günstige Preis als auch die schöne Lage sehr schnell ihren Reiz verloren haben.
Quellen: Stiftung Warentest, Wikipedia, Bundesverband Deutscher Fertigbau